Ein CDO darf in kaum einem Unternehmen fehlen, denn tatsächlich ist diese Position der Wegbereiter und Vorantreiber der Digitalisierung – sowohl der Produkte als auch der Prozesse des Unternehmens. Dabei stehen sowohl die Digitalisierung als auch der Beruf in einem so dynamischen Wandel, dass es große Innovationsschübe für Unternehmen bedeutet, mit diesem Wandel Schritt zu halten.
Unternehmen, die eine digitale Transformation nicht nur beobachten, sondern gar mitgestalten möchten, benötigen proaktive Vorantreiber in den eigenen Führungsetagen, die nicht nur fachlich überzeugen, sondern sich auch trauen, die dafür nötigen Voraussetzungen zu schaffen und die Umsetzung zu begleiten. Die Digitalisierung stellt für innovative und unternehmerisch denkende Führungskräfte somit auch ein echtes Karrieresprungbrett für bestehende und angehende CDOs dar.
Das Berufsbild des Chief Digital Officer (CDO)
Einem Running Gag zufolge haben wir den letzten Digitalisierungsvorschub keinem menschlichen Innovator, sondern der Corona-Pandemie zu verdanken. Und tatsächlich erzwang die Pandemie insbesondere die verstärkte Etablierung von digitalen Alternativen für die Kommunikation und Zusammenarbeit im Unternehmen sowie noch digitalere Shop- und Lieferdiensten oder auch digitale Qualifizierungs- und Event-Angebote. Auch öffentliche Einrichtungen erkennen spätestens seit 2020 die Relevanz der Digitalisierung. Die eigentlichen Antreiber dieser Digitalisierungsvorhaben waren bereits lange vorher die Chief Digital Officer (CDO).
Der Grad an Herausforderung ist nicht für alle CDOs der gleiche, denn aus unterschiedlichen Branchen ergeben sich unterschiedliche Schwerpunkte. Die Finanzindustrie arbeitet zum Beispiel seit jeher im Kern nur mit Daten und betrachtet Digitalisierung eher nur aus der Software-Perspektive. Die produzierende Industrie hat mit der Industrie 4.0 auch das Themenfeld der Vernetzung größere Hürden bei der umfassenden Digitalisierung, aber auch die Logistik- und Tourismusbranchen müssen Digitalisieren, um im internationalen Wettbewerb nicht den Boden zu verlieren.
Die Aufgaben des CDO
Trotz der längst erreichten Etablierung des CDOs als wichtige Position im Unternehmen, gilt der Job des CDOs selbst heute noch als recht neu. Ferner hatte die Position des CDOs keinen guten Start, denn hinsichtlich der Zuständigkeit konkurriert der CDO nicht nur sowieso schon mit dem CIO oder CTO, er macht sich sogar selbst Konkurrenz, denn er ist namentlich doppelbesetzt: Neben dem Chief Digital Officer gibt es ebenso auch den bisher noch etwas weniger verbreiteten Chief Data Officer. Doch spielt dieser kleine namentliche Unterschied eine Rolle?
Die Antwort darauf lautet ja und nein. Der CDO im Kontext von digital befasst sich mit den zuvor bereits genannten Themen der Digitalisierung. Beispiele dafür sind: mobile Anwendungen, Blockchain, Internet of Thing und Cyber Physical Systems bzw. deren Ausprägungen als vernetze Endgeräte entsprechend der Konzepte wie Industrie 4.0, Smart Home, Smart Grid, Smart Car und vielen mehr. Die einzelnen Bausteine dieser Konzepte generieren Daten, die wiederum in Datenbanken gespeichert werden können.
Folglich befassen sich Chief Digital Officer und Chief Data Officer grundsätzlich im Kern mit unterschiedlichen Themen. Während der Chief Digital Officer sich um die Hardware- und Software im Kontext zeitgemäßer Digitalisierungsvorhaben und deren organisatorische Einordnung befasst, tut dies der Chief Data Officer vor allem im Kontext der Speicherung und Analyse von Daten sowie der Data Governance.
Treffen werden sich Digital und Data jedoch immer wieder im Kreislauf der kontinuierlichen Verbesserung von Produkt und Prozess, insbesondere bei der Gestaltung und Analyse der Digital Journey für Mitarbeiter, Kunden und Partnern und Plattform-Entscheidungen wie etwas Cloud-Systeme.
Chief Digital Officer im Job
Chief Digital Officer finden sich vor allem in den industriellen Branchen wie Maschinenbau, Automatisierungs- oder Verfahrenstechnik. Aber auch die Finanz- und Tourismus- sowie Logistik-Branche setzen auf die Digital-Variente der CDOs. Die Chief Data Officer finden sich bis heute eher in rein datenorientierten Unternehmen ohne viele Hardware-Produkte, also vornehmlich bei Finanzdienstleister. Nur selten werden beide Positionen im Unternehmen besetzt.
Wer die Position des Chief Digital Officers einnehmen möchte, muss bereit sein, gegen Widerstände auf dem Weg in Veränderungen anzukämpfen. Und das nicht nur in der allgemeinen Belegschaft, sondern auch in den eigenen Reihen der Führung. Neben der fachlichen Eignung spielt hier also auch ganz besonders die Überzeugungskraft und Motivation zur Innovation eine Rolle.
Richtig gute CDOs sorgen jedoch nicht einfach nur dafür, dass ein Unternehmen bei Digital-Themen mithält, sondern auch mitgestaltet. Hier ist das Wording entscheidend: Die Digitalisierung stellt von analog auf digital um, so wie ein Bahnticket heute digital vorliegt statt als Ausdruck, der vom Schaffner gestempelt werden muss. Die digitale Transformation hingegen geht sehr viel weiter und bedeutet die Veränderung ganzer Geschäftsprozesse, so z. B. das Kaufen eines Tickets online und der Check-In mit mobilem Endgerät am Sitzplatz des Zuges. Erst diese Transformation ist das eigentliche Ziel eines guten CDOs, bedeutet jedoch auch – wie der Name bereits sagt – viel Veränderungsbereitschaft.
Ausbildung/Weiterbildung und Gehalt
CDOs sind Teil des Top-Managements eines Unternehmens, die auch über ganz konkrete Hard Skills verfügen sollten. Die Anforderungen an die Hard-Skills variieren von Branche zu Branche und von Unternehmen zu Unternehmen, jedoch ist ein akademischer Hintergrund im Bereich der Informatik-, Ingenieur- oder Naturwissenschaft sehr förderlich. Selbst wenn ein CDO mehr Manager als Techniker ist, gilt dennoch der Grundsatz, dass der CDO seine Mitarbeiter fachlich versteht.
Das Gehalt eines CDOs bewegt sich mit dem Unternehmen selbst. Es startet bei rund 80.000 Euro Jahresbrutto bei kleineren Unternehmen, bis hin zu über eine Million Euro bei Konzernen.
Der Karrieresprung zum CDO erfolgt in der Regel intern durch Aufstieg über die Etablierung der eigenen Reputation durch erfolgreiche Umsetzung von Projekten im Kontext der Digitalisierung und über glaubwürdige Fachkenntnisse technischer Natur sowie über das Management von Projekten und Ressourcen. Ein anderer Einstieg für CDOs war hingegen eine langjährige Laufbahn in der technikaffinen Unternehmensberatung.
Kein Job nach Schema F
Chief Digital Officer befassen sich mit Innovationsthemen und setzen sie für ihr Unternehmen um. Sie sind folglich auch Change Manager. CDOs dürfen keinesfalls bequeme Schönwetter-Manager sein, sondern müssen den Wandel im Unternehmen vorantreiben, Hemmnissen entgegenstehen und bestehende Prozesse und Produkte hinterfragen. Die Schaffung und Nutzung von digitalen Produkten und Prozessen im eigenen Unternehmen sowie auch bei Kunden und Lieferanten generiert wiederum Daten in Massen. Der Kreislauf zwischen Digital und Data treibt einen permanenten Wandel an, den der CDO für das Unternehmen positiv nutzbar machen muss und dabei immer neue Karriereperspektiven für sich und seine Mitarbeiter schaffen kann.
Ob Digital oder Data, CDO ist CDO
Oftmals differenzieren Unternehmen nicht so genau zwischen Chief Digital und Chief Data Officer und betrachten beide Bezeichnungen als eine einzige Position, die sowohl für Digital als auch für Data verantwortlich ist. Für die meisten Anwender klingt das trendige Digital allerdings deutlich ansprechender als das nüchterne Data, so dass die Namensgebung der Position eher zum Chief Digital Officer tendieren mag.
Nichtsdestotrotz sind Digital-Themen von den Data-Themen gut zu trennen und sind strategisch unterschiedlich einzuordnen. Daher benötigen Unternehmen nicht nur eine Digital-, sondern ebenso eine Datenstrategie – Doch wie bereits angedeutet, können CDOs beide Rollen übernehmen und sich für beide Strategien verantwortlich fühlen.
Die gemeinsame Verantwortung von Digital und Data kann sogar als vorteilhafte Nebenwirkung besonders konsistente Entscheidungen ermöglichen und so typische digitale Themen wie Blockchain oder RPA mit typischen Data-Themen wie Audit-Datenanalysen oder Process Mining verbinden.
Ein Chief Digital Officer mit umfassender Verantwortung lässt auch das Thema der Datennutzung nicht aus und versteht Architekturen für Business Intelligence und Machine Learning. Um seiner Personalverantwortung gerecht zu werden, muss er sich mit diesen Themen auskennen und mit Experten für Digital und Data auf Augenhöhe sprechen können. Jeder CDO sollte wissen, was zum Beispiel ein Data Engineer oder Data Scientist können muss, wie Business-Experten zu verstehen und Vorstände zu überzeugen sind – Denn als Innovator, Antreiber und Wandler fürchten gute CDOs nichts außer dem Stillstand.